HeiTüNet - Die Modem-Verbindung über den Türöffner

Auf den ersten Blick unlösbare Probleme führen manchmal zu verrückten Lösungen, wie eben diese doch sehr ungewöhnliche Art Daten von A nach B zu bekommen.

Irgendwann 1999 ärgerte ich mich mal wieder über die hohe Telefonrechnung, die nahezu ausschließlich durch die langen Internet-Sessions zustande kam.

Ganz anders ging es einem Mitbewohner des Studentenwohnheims, der glücklicher Besitzer einer DSL-Flatrate war.

Schön wäre es natürlich gewesen wenn man diese Flatrate irgendwie mitbenutzen könnte.
Ein Hausnetzwerk gab es damals leider noch nicht und ein Kabel über zwei Stockwerke und quer über den Flur zu ziehen, war völlig ausgeschlossen. Auch die zu der Zeit auf dem Markt erschienen Funk-Netzwerkkarten kamen aus Kostengründen nicht in Frage (hätte aufgrund der massiven Stahlbetondecken auch nicht funktioniert)

Lange grübelte ich über eine Lösung
Die Idee war, eine Modem Verbindung zwischen Erde (den Heizungsrohren) und einer weiteren Leitung laufen zu lassen. Dummerweise müsste man dafür aber auch wieder ein Kabel ziehen...

Heureka !

Eines Tages kam mir dann schließlich die Idee, die Leitung des Türöffners zu verwenden. Diese müsste durch alle Zimmer gehen und war, wie sich nach einigen Messungen herausstellte, galvanisch von der Erdleitung getrennt.

Die Idee für das Heizungs-röffner-Netz war geboren.

Der Lötkolben wurde heraus gekramt und ein "Telekom-Simulator", der es ermöglichte 2 Modems direkt miteinander zu verbinden, gebaut:

Schaltplan vom HeiTüNet

Die Schaltung stellt eine Konstantstromquelle dar, mit der die Vermittlungsstelle simuliert wird. Ein Druck auf den Taster S1 auf der Clientseite verbindet das entfernte Modem2 auf der Serverseite mit 24V-Wechselspannung. Dies wird als Klingelsignal gewertet - das Modem2 "nimmt ab". Natürlich muss vor dem Druck auf S1 an Modem1 (Client) eine Anwahl gestartet werden.

Das ganze wurde dann mit Modem1, der Heizung (geerdet) und der Leitung vom Türöffner verbunden. Mehrere Etagen über mir wurde das 2. Modem ebenfalls an Heizung und Türöffner angeschlossen.

Nach ein paar misslungenen Versuchen und entsprechenden Anpassungen an der Schaltung waren die Tests schließlich erfolgreich: Eine stabile 33.6er Verbindung quer durchs Wohnheim!
Auch eine befürchtete Wechselwirkung mit dem Türöffner war nicht festzustellen. Lediglich beim Verbindungsaufbau war das typische Modem-Trillern leise in der Haustür-Sprechanlage vernehmbar ;-)

PPP over Türöffner

Schnell wurde noch ein Rechner zusammengebaut, der mit der Software "WinRoute" als DSL-Router und Dial-In-Server fungierte und fertig war der für mich kostenlose Internetzugang.

PS: Dieser Aufbau ist natürlich in keinster Weise VDE/GS/CE oder sonst irgendetwas gerecht und jeder gelernte Elektriker würde wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen, aber es hat funktioniert!

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